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11. November 2008

Vom Geist des magischen Realismus

Unter diesem Titel berichtete die Schwetzinger Zeitung über die Ausstellung "Aus meinem Bildergarten" im Rathaus Schwetzingen. Ralph Adameit, Redakteur der Schwetzinger Zeitung, erteilte freundlicherweise die Genehmigung diesen Artikel hier zu veröffentlichen:

"Vom Geist des magischen Realismus

Es können Jahre vergehen, bis Gudrun Gantzhorn ein Bild fertig gestellt hat. Zwischen Beginn und Vollendung liegt ein Prozess, der die gesamte Künstlerpersönlichkeit erfasst, ein Tauziehen von Möglichkeiten, das Verwerfen des bereits Bestehenden und das Wunder des Unvorhersehbaren. Der Pan im Schwetzinger Schlosspark hatte es ihr vor Jahren angetan. In flinken Pinselschwüngen fing sie ihn mit blau getränktem Pinsel ein und lieferte sein Konterfei in realistischer Malweise.

Licht im Blätterwald

Doch an einem Tag im Mai 2008 nahm sie ihn ganz anders wahr: Wie er da auf seiner Grottenwand saß und das Licht zwischen dem Blätterwald auf ihn fiel, da wusste sie, dass eine unbezwingbare Kraft von ihm ausging, halb Tier, halb Mensch, mit diesem grotesken Lachen ging ein magischer Zauber von ihm aus. Sie band Pan in ein unmerkliches kubisches Raster von warmen Rot-Orange-, kühleren Blau- und Grüntönen ein, rückte ihn auf einer aufsteigenden Diagonale ins Blattzentrum und strahlte ihn mit einem Lichtkegel an. Gantzhorn ist eine wahre Meisterin in malerischer Lichtdramaturgie.

Zur Ausstellungseröffnung im Rathaus war sogar der Herzog von Galean, der kurfürstliche Stellvertreter (alias Ines Goswin) im Gehrock erschienen.

Die Schau "Aus meinem Bildergarten" setze sich nach Angaben von OB Dr. René Pöltl mit der Region, Stadt und Schlossgarten auseinander. Er dankte Kulturreferentin Dr. Barbara Brähler, die für die Organisation der Ausstellung verantwortlich ist.

Gudrun Gantzhorn erzählte den Besuchern, wie sie durch das Bild eines Baumes die Reißinsel in Mannheim kennen gelernt habe. Sie sensibilisierte die Besucher, wie schwierig es sei, "aus einer grünen Farbe etwas ganz Spannendes zu machen", wie wichtig ihr Farbnuancen seien, wie sie Schicht um Schicht lege, ihre Bilder teils sogar wasche, um die Oberfläche zu verändern.

"Ich behandle nicht gleich das ganze Blatt, sondern gehe portionsweise vor. Es gibt Stellen, die auch ganz transparent sind. Ich möchte Tiefe und etwas Geheimnisvolles erreichen."

Ihre Aquarelle sind von solcher Dichte, dass man glauben möchte, es handle sich um Acrylbilder. Bilder wie "Der Wasserlauf im Morgenlicht" wirken einerseits malerisch-geheimnisvoll, andererseits auch wie mit tektonischer Hand gebaut. Der Kubismus, dem Gantzhorn in früher Zeit nichts abgewinnen konnte, hat sich ihrer bemächtigt. Die Faszination ihrer Bilder besteht darin, gegenständliche Motive kubistisch zu abstrahieren und den Geist eines magischen Realismus zumindest andeutungsweise zu atmen." syd

Schwetzinger Zeitung, 10. November 2008

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